Wilhelm Fabry von Hilden (Guilelmus Fabricius Hildanus)
1560-1634
Hildanus gilt als der größte deutsche Wundarzt seiner Zeit,
der durch Abfassung zahlreicher Studien (Gangrän [1593],Dysenterie [1602], Feldchirurgie [1607],Blasensteinschnitt [1626])
basierend auf klinischer Beobachtung die wissenschaftliche Chirurgie in Deutschland begründete.
Bahnbrechend sind die Zusammenfassungen von Fallberichten in sechs Bänden, die Observationum et Curationum Chirurgicarum Centuriae (ab 1610).
Darüber hinaus verbesserte Hildanus das Vorgehen bei Amputationen und Blutstillungen.
Dietrich Wilhelm Heinrich Busch
1788-1858
Der Marburger Chirurg widmete sich vor allem der Geburtshilfe.
Während seiner Tätigkeiten als Direktor der geburtshilflichen Klinik Marburg und Leiter der Geburtsklinik
Berlin förderte er die Entwicklung der Geburtshilfe und geburtshilflicher Operationen.
In diesem Zusammenhang verfasste er das Lehrbuch der Geburtskunde(1829) und
Das Geschlechtsleben des Weibes in physiologischer, pathologischer und therapeutischer Hinsicht 1-5 (1839-1844).
Bernhard von Langenbeck
1810-1887
Langenbeck machte die Berliner Charité zum Zentrum der Chirurgie im Europa des 19. Jahrhunderts
und initiierte die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.
Er gilt als Begründer der experimentellen Chirurgie, führte die Zeitschrift für klinische Chirurgie (1860)
ein und entwickelte zahlreiche Instrumente (Langenbeck-Haken) und
Operationsverfahren in der Knochen-, Gelenk- und plastischen Chirurgie sowie grundlegende Verfahren der
Behandlung von LKG -Spalten (Die Uranoplastik mittels Ablösung des mucösperiostalen Gauemenüberzuges [1861]. Die sog. Erhaltungschirurgie prägte er wesentlich mit.
Johannes Friedrich August von Esmarch
1823-1908
Seine Erfahrungen als Militärarzt in den Schleswig-Holsteinischen Kriegen 1848-51 und dem
Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 flossen in das Handbuch der Kriegschirurgischen Technik (1877) ein und führten
zu der Anleitung Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen (1882: Dreieckstuch, von Esmarch-Handgriff) und der
Beförderung des Samariterwesens in Deutschland. Für die chirurgische Wissenschaft ist seine Entwicklung des Verfahrens
zur Erzeugung von Blutleere bei Operationen bis heute maßgeblich.
Christian Albert Theodor Billroth
1829-1894
Der ehemalige Assistent von Bernhard Langenbeck beförderte die moderne wissenschaftliche Chirurgie
(„Naturforscher im Kittel des Chirurgen“) mit seinen pathologisch-anatomischen Veröffentlichungen während seiner Professur in
Zürich (Allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie [1863]). In Wien entwickelte er
Operationsverfahren an Magen, Speiseröhre und Kehlkopf (Resektionen), was ihn zum Begründer der modernen
Bauchchirurgie und Pionier der Kehlkopfchirurgie machte. Zur OP-Hygiene trug seine Entdeckung der Streptokokken bei.
Begleitend zu seiner ärztlichen Tätigkeit trat er als Förderer des Krankenhauswesens und der Ausbildung zur Krankenpflege hervor.
Ernst von Bergmann
1836-1907
Durch die Teilnahme am Preußisch-Österreichischen (1866), Deutsch-Französischen (1870/71) und
Russisch-Türkischen Krieg (1877) zunächst mit der Kriegs- und Unfallchirurgie beschäftigt, wandte er sich zunehmend der
Hirnchirurgie zu (Die Lehre von Kopfverletzungen [1880],Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten [1888]) als deren
Mitbegründer er angesehen werden darf. Durch die Abkehr von der chemischen Sterilisierung hin zur Verwendung dampfsterilisierter
Gaze und Instrumente förderte er maßgeblich die Asepsis bei der Wundbehandlung.
Heinrich Bose
1840-1900
Bose entwickelte grundsätzliche Operationsmethoden (Zur Technik der Tracheotomie) und -instrumente (Bose-Sperrhaken).
Ludwig Rehn
1849-1930
Zunächst mit dem Bau und der Funktion von Gelenken befasst, initiierte er 1888 mit Otto Heubner zusammen den
Bau des Kinderkrankenhauses Leipzig als dessen chirurgischer Leiter er zu einem der Begründer der Kinderchirurgie wurde.
Sein Lehrbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie (1888) erreichte 12 Auflagen.
Heinrich Helferich
1851-1945
Helferich experimentierte mit dem Knochenwachstum und entwickelte Operationsverfahren zur
Behandlung in falscher Position verheilter Brüche. 1895 publizierte er als Leiter der Universitätsklinik Kiel das
Standardwerk für Unfallchirurgie seiner Zeit, den Atlas und Grundriss der traumatischen Frakturen und Luxationen.
August Karl Gustav Bier
1861-1949
Bier führte 1899 die Lumbalanästhesie mittels Kokain in den Klinikalltag ein, die Operationen
unterhalb des Bauchnabels und eine schmerzfreie Geburt ermöglichte. Die Bier’sche Stauung (Hyperämiebehandlung)
mittels einer von ihm modifizierten Saugglocke diente der Behandlung von Entzündungen.
Karl Maximilian Wilhelm Wilms
1867-1918
Aufmerksamkeit erzeugte Wilms zum ersten Mal 1899 mit seiner Arbeit Die Mischgeschwülste.
Die Röntgendiagnostik und Strahlenbehandlung von Tumoren (Wilms-Tumor) blieb auch weiter ein Arbeitsschwerpunkt,
dem er als weiteren die Behandlung der Tuberkulose hinzufügte. Er entwickelte ein Manometer für den Spinalkanal,
Vorläufer der Hirndrucksonde. Sein Lehrbuch der Chirurgie, das er zusammen mit Ludwig Wullstein von 1908-1909 schrieb, erschien in 7 Auflagen.
Erich Lexer
1867-1937
Seine 1906 vorgestellte Methode zur Gesichtsstraffung nahm methodisch viel
von der modernen plastischen Chirurgie vorweg. Die von ihm entwickelten Techniken in der Wiederherstellungschirurgie –
besonders im Kiefer-Gesichtsbereich, bei Mammaplastiken und Gaumenspaltenoperationen – wurden grundlegend in der Chirurgie.
Er verfasste das Lehrbuch der Allgemeinen Chirurgie(1903), das 35 Jahre lang aufgelegt wurde.
Georg Clemens Perthes
1869-1927
Perthes forschte zur Saugbehandlung des Empyems (Habilitation 1898), zur plastischen
Chirurgie des Kiefers und zur Geschossfernwirkung. Er entwickelte Operationstechniken bei Luxation der
Patella und des Schultergelenkes sowie zur Sehnentransplantation bei Radialislähmung. Nach ihm ist Perthes’sche Krankheit -
eine Hüftkopfnekrose bei Jugendlichen - benannt. Erstmalig behandelte er Karzinome mit Röntgenstrahlung.
Ferdinand Sauerbruch
1875-1951
Sauerbruch förderte die Thoraxchirurgie durch die Entwicklung der Sauerbruch’schen Druckdifferenzkammer,
die eine Operation ohne den Kollaps der Lunge ermöglichte. Seine neuen Operationstechniken erleichterten die Behandlung von Tuberkulosekranken.
Die Entwicklung der sog. Sauerbruch-Hand ermöglichte es Amputierten, eine willensgesteuerte Prothese zu nutzen.
Martin Waßmund
1892-1956
Die Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie verdankt ihm ihre Eigenständigkeit und grundsätzliche Methodik.
An der 1925 von ihm mitbegründeten Kieferklinik des Rudolf-Virchow-Krankenhauses Berlin entwickelte er zahlreiche
grundsätzliche Operationstechniken (Frakturen und Luxationen des Gesichtsschädels [1927]; Lehrbuch der praktischen
Chirurgie des Mundes und der Kiefer 1-2 [1935, 1939]). Seiner Ansicht, die Personalunion von Zahnarzt und Mediziner
sei förderlicher als ihr Nebeneinander, verdankt die deutsche Facharztausbildung maßgebliche Gestaltungsimpulse.
1951 gründete Waßmund die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG).
Gerhard Küntscher
1900-1972
Nach diversen experimentellen Untersuchungen der Physiologie des Knochens (Die Bedeutung der
Darstellung des Kraftflusses im Knochen für die Chirurgie [1935]; Der Einfluß von Zug- und Druckkräften auf die Bruchheilung [1936])
entwickelte Küntscher die nach ihm benannte Küntscher’sche Marknagelung, die Knochennagelung zur Therapie von Brüchen.
Es folgten Forschungen zur Callusbildung. Er gilt als einer der deutschen Vorreiter in der Unfallchirurgie.
Karl Schuchardt
1901-1985
Schuchardt übernahm mit Beginn des 2. Weltkrieges die Leitung des Reservelazaretts für
Gesichtsverletzte in Berlin. Diese Aufgabe gab ihm Gelegenheit zahlreiche Techniken der Plastischen Chirurgie zu
entwickeln und zu modifizieren, vor allem die Anwendung der Rundstiellappenplastik (Der Rundstiellappen in der
Wiederherstellungschirurgie des Kiefer- Gesichtsbereiches [1944]). Die Dysgnathiechirurgie profitierte von seiner
Osteotomietechnik (1955), die Traumatologie von der Drahtbogenkunststoffschiene und die Spaltchirurgie von
Wellenschnitt und Velumplastik. 1954 begründete er die Jahresschrift Fortschritte der Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Traugott Riechert zusammen mit Fritz Mundinger
(1905-1983, *1924)
Der Neurochirurg führte bereits 1950 die stereotaktische Chirurgie in Deutschland ein,
die minimalinvasive Hirnoperationen ermöglichte, um beispielsweise unterschiedliche Areale zu stimulieren
oder zu blockieren und damit Steuerungsdefekten (Parkinson, Chorea-Huntington) entgegenzuwirken.
Sein Assistent Mundinger verbesserte die Technik und regte 1973 die Nutzung des Computers für das
Verfahren an, woraufhin für ihn der erste magnetkartengesteuerte Tischcomputer programmiert wurde.
Alfred Rehrmann
1910-1979
Als Schüler von Martin Waßmund und Karl Schuchardt kombinierte Rehrmann ebenso Zahnmedizin und Humanmedizin.
Er gilt als ein Pionier der modernen Kiefer-Gesichtschirurgie, der kieferorthopädische, präprothetische und
tumorchirurgische Operationsverfahren entwickelte, u. a. die Wiederherstellung der Position des Unterkiefers
nach Kiefergelenkfrakturen durch extraorale Drahtextension sowie die Bildung eines vestibulären Schleimhautlappens
zum Verschluss von Kieferhöhlenperforationen im Oberkiefer.
Eduard Schmid
1912-1992
Eduard Schmid gründete die erste Klinik für plastische Chirurgie in Deutschland am Marienhospital in Stuttgart.
Im zweiten Weltkrieg an der Ostfront mit zahlreichen Gesichtsverletzungen konfrontiert, ging er nach
Kriegsende zunächst in das Versehrtenlazarett in Bad Urach. Dort entwickelte er knochensubstanzerhaltende
Operationstechniken im Bereich des Gesichtsschädels, die die Funktion erhalten (Nahrungsaufnahme) aber auch
ästhetisch befriedigend sein sollten. Nach Überwindung der Kriegsfolgen waren vor allem Lippen-, Kiefer- und
Gaumenspalten, Fehlbildungen, Arbeits- und Verkehrsunfälle und Folgen von Tumoroperation sein Arbeitsschwerpunkt.
Die Möglichkeiten der Chirurgie zu nutzen, um entstellten Patienten wieder ein soziales Leben zu ermöglichen, ist sicherlich das Verdienst von Schmid.
Wolfgang Seeger
1929-2018
Der Freiburger Neurochirurg ist Mitbegründer und Pionier der funktionserhaltenden Mikrochirurgie.
Seine Operationstechniken und Erkenntnisse stellte er u. a. in 20 von eigener Hand gezeichneten Bildatlanten zur Anwendung
mikrochirurgischer Techniken vor. Seit seiner Emeritierung arbeitet Seeger weiter an seinen Studien zu neuen Operationstechniken
mittels Neuronavigation und Neuroendoskopie.
Heinz Pichlmaier
*1930
Er förderte seit den 60er Jahren maßgeblich die Transplantationschirurgie in Deutschland,
vor allem beschäftigte er sich intensiv mit der Nierentransplantation, zu deren Pionieren er in Deutschland gehört.
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Thoraxchirurgie (Hrsg. zusammen mit F. W. Schildberg, Thoraxchirurgie.
Kirschnersche allgemeine und spezielle Operationslehre 6,1) und die Ösophaguschirurgie, deren Methodik er maßgeblich voranbrachte.
Hermann Bünte
*1930
Bünte unterstütze intensiv die seinerzeit aufkommende Forderung nach Spezialisierung
innerhalb des Faches Chirurgie. So entstanden eigene Lehrstühle für Unfall- und Handchirurgie, Anästhesiologie und Operative
Intensivmedizin, Urologie, Neurochirurgie und Kinderchirurgie. Bünte entwickelte zahlreiche neue Operationsmethoden und
optimierte herkömmliche Verfahren und ermöglichte so die moderne Funktionserhaltende Chirurgie.